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"Man muss über den Tellerrand gucken"

Es ist kompliziert: Moderne Wertschöpfungsketten sind in der Regel hochkomplex und bis ins kleinste Detail vernetzt. Um Wettbewerbsvorteile zu realisieren, muss jedes Glied der Kette reibungslos in das andere greifen. Hauptsache, nichts geht schief! Wenn alles voneinander abhängig ist und auch der kleinste Spielraum nutzbar gemacht wird, steigt die Anfälligkeit. Wie man wachsen kann, ohne sich in immer größere Gefahr zu bringen und welche Rolle dabei ein passgenaues Risikomanagement spielt, darüber haben wir mit Matthias Böhm, Geschäftsführer bei NW Assekuranz, gesprochen:

Herr Böhm, was muss man tun, um sein Unternehmen gut abzusichern?
Als Unternehmenslenker darf ich nicht nur die Sicherheit meines eigenen Unternehmens im Blick haben. Ich muss auch sehr strukturiert darüber nachdenken, was die Risiken entlang meiner gesamten Wertschöpfungskette sind. Da sind die physischen Gefahren in der Betriebsstätte. Da sind die Abhängigkeiten von Zulieferern und Abnehmern. Da sind Haftungsvereinbarungen, die mich vielleicht in eine schwierige Situation bringen. Und da sind natürlich auch Risikofaktoren in der Lieferkette – von der Wahl der Transportmittel bis zur politischen Situation entlang der Transportroute. Man muss über den Tellerrand gucken.

Das klingt sehr komplex.
Ist es auch. Um all das zu betrachten und zu bewerten, braucht man einen Risikomanager – einen Partner, der in der Lage ist, Risiken im Detail zu identifizieren. Das ist unser Angebot. Wir durchleuchten die gesamte Wertschöpfungskette eines Unternehmens aus versicherungstechnischer Perspektive. Denn für eine wirkliche Absicherung brauchen Sie eine vernetzte Analyse, die die verschiedenen Risiken und Versicherungssparten miteinander kombiniert und im Zusammenhang sieht. Und dafür bedarf es einer Menge unterschiedlicher Fähigkeiten.

Zum Beispiel?
Für die physischen Risiken brauchen Sie Ingenieure, die Ihre technologische Infrastruktur betrachten, Risiken erkennen und Verbesserungsvorschläge ausarbeiten – etwa im Bereich Brandschutz. Für die Haftung brauchen Sie Juristen, die Ihre Verträge zum Beispiel auf Haftungsvereinbarungen untersuchen und deren Folgen beziffern. Für den IT-Bereich brauchen Sie Spezialisten, die Ihre Abhängigkeit von IT-Netzwerken und IT-Strukturen erkennen und bewerten. Und dann brauchen Sie noch Logistikexperten, die die Sicherheit Ihrer Waren auf den Transportwegen analysieren. Wer sind die Stauer, was passiert typischerweise in diesem und jenen Hafen, welche Risiken ergeben sich auch aus politischer Sicht? Wir bieten das gesamte Risikomanagement aus einer Hand, weil die Spezialisten im Haus haben. Mit diesem breiten Service sind wir im Markt schon sehr einzigartig.

Und so können Sie ein Risiko optimal bei einem Versicherer platzieren?
Darum geht es erst im zweiten Schritt. Zunächst geht es darum, das Unternehmen auf ein höheres Sicherheitsniveau zu heben, indem wir Schwachstellen aufdecken, Verbesserungen vorschlagen und dabei helfen, sie umzusetzen. Das Abwälzen von Risiken ist dann der zweite Schritt, und der ist natürlich auch wichtig: Nur eine genau formulierte Police trägt im Ernstfall, und ein gutes Risikokonzept erleichtert die Platzierung. Es ist übrigens durchaus auch ein Argument für Banken und Investoren.

Ihr Anspruch ist, dass Sie genauer hinsehen als es üblich ist?
Ja. Wir betreuen zum Beispiel ein Unternehmen, das Kosmetikartikel herstellt – die Hülsen dafür werden in dieser Spezifikation und Menge weltweit nicht anderweitig produziert. Da kann man also nicht einfach so auf andere Produzenten ausweichen. Deshalb haben wir uns den Zulieferer genau angeguckt und ein Konzept erstellt, um ihn sicherer zu machen, damit unser Kunde sicherer ist. Das hat mit einer typischen Versicherungsdienstleistung nichts mehr zu tun, aber für uns gehört es dazu.

Welche typischen Fehler im Risikomanagement begegnen Ihnen in Ihrer täglichen Arbeit?
Insbesondere im Bereich der Verträge übernehmen Unternehmen oft Risiken, weil sie weitgehende Haftungsklauseln in Verträgen mit Lieferanten oder Kunden einfach übernehmen. Was wir da durch unsere Versicherungsbrille sehen, ist nicht selten rechtlich fragwürdig – und im Fall der Fälle eine echte Bedrohung für das jeweilige Unternehmen.
Ein anderes wiederkehrendes Thema ist, dass selbst einfache Notfallpläne nicht ausgearbeitet werden. Wenn der Strom ausfällt, woher bekomme ich schnell eine Alternative? Wenn ein großer Sturm kommt, habe ich die Dachdeckerkapazitäten, damit es möglichst schnell nicht mehr reinregnet? Das sind nicht völlig unwahrscheinliche Schadenszenarien, die man klären muss. Wenn der Schaden da ist, ist große Hektik, das Unternehmen verliert kostbare Zeit. Dabei muss ich doch möglichst schnell wieder produktionsfähig werden! Das bedenken viele nicht.

Welche Rolle spielen Sie dabei?
Zunächst mal die, dass wir unsere Kunden auf dieses Thema hinweisen und die entsprechenden Notfallpläne im Vorweg mit ihnen ausarbeiten. Wir werden dann Teil des Notfallplans – wenn es zum Schaden kommt, können wir mit unseren Erfahrungswerten sehr professionell moderieren und für schnelle Entscheidungen sorgen. Wir übernehmen die Kommunikation zu den Versicherungen und erwirken erste Notinvestitionen. Wir haben den direkten Kontakt zu allen Dienstleistern, die man in den verschiedenen Fällen braucht. Es gibt auf Seiten der Kunden da oft Hemmnisse. Kann ich diese Entscheidung eigentlich treffen? Wie kläre ich das mit der Versicherung? Das kostet alles viel Zeit. Wir sind nicht nur da, um Policen zu entwickeln, die später dann mal wirken – wir sind sofort vor Ort, wenn's passiert.

Was sind aus Ihrer Sicht die Risiken einer sich immer weiter differenzierenden und globalisierenden Wirtschaft?
Praktisch alle großen Unternehmen reduzieren ihre Lagerbestände bis auf das Nötigste und legen Produktionsstandorte zusammen, um Wettbewerbsvorteile zu erzielen. Weil vorher vorhandene Redundanzen wegfallen, entsteht eine höhere Betriebsunterbrechungsempfindlichkeit. Die Herausforderung ist, infrage kommende Unterbrechungsszenarien zu erkennen und gleichzeitig zu bedenken, wie die Auswirkungen reduziert werden können. Es geht ja immer gleich um alles oder nichts: Wir sehen sehr stark, dass Unternehmen am Markt immer austauschbarer werden – wenn ich nicht mehr lieferfähig bin, bin ich weg vom Fenster. Langfristige Beziehungen und Lieferantentreue spielen eine immer kleinere Rolle.

Das klingt ein bisschen unsympathisch.
Es ist eine Notwendigkeit, die sich aus einer globalen Wirtschaft ergibt. Durch die stetige Produktions- und Effizienzsteigerung, durch die Maximierung der Maschinenauslastungen und durch den stetigen Abbau von Vorratsvermögen werden Unternehmen fragiler. Früher hat man auf Halde produziert, damit man auch mal zwei Wochen aus dem Bestand verkaufen konnte – das geht heute meist nicht mehr, weil es unnötig Kapital bindet.

Wird die Covid-Pandemie dazu führen, dass Unternehmen ihre Wertschöpfungsketten in Zukunft wieder etwas weniger komplex gestalten – etwa, indem sie ausgelagerte Produktion zurück ins eigene Unternehmen holen?
Nein, das kann ich nicht erkennen. Die aktuelle Krise zeigt, dass viele kaufmännische Themen von mobilen Arbeitsplätzen aus gehandelt werden können. Aber Covid zeigt auch, wie global vernetzt unser Wirtschaftssystem ist. Das ist ja über Jahrzehnte entstanden, auch aus gutem Grund, weil es sinnvoll ist Prozessschritte zu verlagern. Ich sehe nicht, dass die Unternehmen das zurückdrehen werden.

Wäre es denn aus der Perspektive des Versicherers wünschenswert, wenn Unternehmen ihre Kartenhäuser vielleicht nicht ganz so hoch bauen?
Es ist immer richtig, Abhängigkeiten zu reduzieren. Auf der anderen Seite spricht einiges dafür, die Vernetzung eher noch weiter auszuweiten: Unternehmen, die sich schon vor der Krise in den Absatzmärkten möglichst breit aufgestellt haben, kommen jetzt gefühlt besser durch, weil sie flexibler reagieren können. Es ist in Ordnung, sein Haus hoch zu bauen, aber zu jedem neuen Stockwerk gehört die passende Absicherung.

Vielen Dank für das Gespräch, Herr Böhm!

 

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